Epilepsie bei Hunden und Katzen: Ursachen, Symptome und Behandlung

8.12.2025
4 min

Krampfanfälle gehören zu den häufigsten neurologischen Symptomen bei Hunden und Katzen und können Tiere aller Altersgruppen betreffen. Für Tierhalter sind solche Anfälle oft beängstigend, doch mit der richtigen Diagnose und Behandlung lässt sich die Lebensqualität der betroffenen Tiere in vielen Fällen deutlich verbessern. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Epilepsie.

Wie merke ich, dass mein Hund oder meine Katze Epilepsie hat?

Ein Haustier mit Epilepsie zeigt oft plötzlich auftretende, unkontrollierte Krampfanfälle, bei denen es das Bewusstsein verlieren oder stark zittern kann. Weitere Anzeichen sind Orientierungslosigkeit, vermehrtes Sabbern oder ungewöhnliches Verhalten nach einem Anfall. Tritt so etwas mehrfach auf, sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären.

Ursachen von Epilepsie bei Katzen und Hunden

Krampfanfälle sind keine eigenständige Erkrankung, sondern ein klinisches Symptom, das durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann. Die Identifizierung der zugrunde liegenden Ursache ist entscheidend für eine effektive Behandlung. Tierärzte können hierfür diagnostische Verfahren wie Blutuntersuchungen, Magnetresonanztomographie (MRT), Analyse der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) und Harnanalysen einsetzen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen reaktiven und epileptischen Anfällen:

Reaktive Anfälle

Reaktive Anfälle sind meist metabolischer oder toxischer Natur. 

  • Metabolische Ursachen: Dazu zählen Leber- oder Nierenerkrankungen, Elektrolytstörungen und Hypoglykämie.
  • Toxische Ursachen: Dazu zählen Vergiftungen durch Substanzen wie bestimmte Medikamente, Kaffee, Schokolade, Blei, Mykotoxine oder Pestizide.

Epileptische Anfälle

Als Epilepsie definiert man das Auftreten von mindestens zwei unprovozierten epileptischen Anfällen im Abstand von mehr als 24 Stunden. Die Unterscheidung zwischen struktureller und idiopathischer Epilepsie ist für die Wahl der Therapie von grosser Bedeutung.

  • Strukturelle Epilepsie: Verursacht durch Anomalien oder Läsionen im Gehirn, wie Tumore, entzündliche Erkrankungen (immunbedingt, infektiös, idiopathisch, etc.), traumatische Verletzungen oder vaskuläre Ereignisse (z.B. Schlaganfälle).
  • Idiopathische Epilepsie: Gemäss der International Veterinary Epilepsy Task Force (IVETF) wird sie in drei Gruppen unterteilt: 
    • Bestätigte genetische Epilepsie (Nachweis einer genetischen Mutation)
    • Vermutete genetische Epilepsie (Häufung bei bestimmten Rassen)
    • Epilepsie unbekannter Ursache (umgangssprachlich idiopathische Epilepsie) – wenn keine strukturellen, genetischen oder metabolischen Ursachen gefunden werden. Es handelt sich hierbei um eine Ausschlussdiagnose. 

Symptome und Diagnose von Epilepsie

Ein epileptischer Anfall beim Hund oder der Katze verläuft typischerweise in mehreren Phasen:

  1. Prodromalphase: Kann Stunden bis Tage vor dem Anfall auftreten und äussert sich durch subtile Verhaltensänderungen wie Unruhe oder verstärkte Anhänglichkeit.
  2. Iktale Phase (Anfall): Diese Phase dauert in der Regel wenige Sekunden bis Minuten. Man unterscheidet dabei zwischen fokalen und generalisierten Anfällen. Fokale Anfälle beginnen in einer bestimmten Gehirnregion und verursachen daher einseitige oder lokalisierte Symptome wie Zuckungen einer Körperseite oder Verhaltensänderungen. Generalisierte Anfälle betreffen beide Gehirnhälften und äussern sich durch Bewusstseinsverlust und Muskelkrämpfe im gesamten Körper. Häufig sind Ruderbewegungen der Gliedmassen, Speichel und unkontrollierter Harn- und Kotabsatz zu beobachten. Ein fokaler Anfall kann aber auch in einen generalisierten Anfall übergehen.
  3. Postiktale Phase (Erholungsphase): Nach dem Anfall sind viele Tiere desorientiert, zeigen Verhaltensänderungen, Müdigkeit oder vorübergehende Blindheit. Diese Phase kann Minuten bis Tage andauern.

Anfälle können verschiedene Körpersysteme beeinflussen, darunter den Magen-Darm-Trakt, das muskuloskelettale System, das Herz-Kreislauf-System, die Nieren und das Atmungssystem. Sie gehören deshalb immer ernst genommen und abgeklärt. Als absolute Notfälle gelten der Status epilepticus (Anfall dauert länger als 5 Minuten) und Cluster Anfälle (mehr als zwei Anfälle innerhalb 24 Stunden), welche dem Tierarzt zu jeder Stunde sofort vorgestellt werden müssen.

Was hilft gegen Epilepsie beim Hund oder bei der Katze?

Die Behandlung von Epilepsie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei identifizierbaren Auslösern wie metabolischen Störungen oder Vergiftungen zielt die Therapie darauf ab, diese spezifischen Probleme zu beheben. Bei Epilepsie ist häufig eine langfristige Behandlung mit Antiepileptika erforderlich. Meist wird mit Phenobarbital gestartet, je nach Anfallsstärke und -häufigkeit kann aber auch eine Kombinationstherapie mit einem zweiten oder dritten Antiepileptika erforderlich werden.

Regelmässige Tierarztbesuche sind essenziell, um die Therapie zu überwachen und gegebenenfalls anzupassen. Dabei kann der Blutspiegel der Medikamente kontrolliert werden und das Blut auf Abnormalitäten geprüft werden, um eine optimale Dosierung sicherzustellen und Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Expertentipp

Führen Sie ein Tagebuch über die Anfälle, in dem Sie Datum, Uhrzeit, Dauer und Beschreibung jedes Anfalls notieren. Solche detaillierten Aufzeichnungen unterstützen den Tierarzt dabei, die Behandlung optimal anzupassen und den Verlauf der Erkrankung besser zu verstehen.

Fazit zur Epilepsie bei Hunden und Katzen

Epilepsie bei Hunden und Katzen stellt eine ernstzunehmende Herausforderung dar. Mit einer sorgfältigen Diagnose und einer individuell angepassten Therapie kann jedoch häufig eine gute Lebensqualität für die betroffenen Tiere erreicht werden. Bei Auftreten von Anfällen sollte stets ein Tierarzt konsultiert werden, um die bestmögliche Betreuung sicherzustellen.

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Quellen:

  • De Risio L, Platt S. Canine and Feline Epilepsy: Diagnosis and Management. 1st ed. CABI; 2014.
  • Plumbs: Seizures; Seizures in Cats; Seizures in Dogs; 2025
  • International Veterinary Epilepsy Task Force Consensus Reports 1-7; 2015

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